Reunionskrieg (1683 – 1684)

Nach dem Frieden von Nimwegen (1679) befand sich Frankreich in einer komfortablen Position.

Ludwig XIV. nutzte seine hegemoniale Stellung zur Umsetzung der Reunionspolitik und die anderen europäischen Mächte konnten nur hilflos zuschauen.

Um die dauerhafte Anerkennung der Reunionen zu erreichen, setzte der Sonnenkönig auf diverse Druckmittel – darunter der Reunionskrieg (1683/84).

An dessen Ende stand der Regensburger Stillstand.

1. Frankreich nach dem Frieden von Nimwegen

Frankreich ging aus dem Holländischen Krieg als eindeutiger Sieger hervor.

Obwohl sich Spanien, der Kaiser und die Republik der Vereinigten Niederlande gegen König Ludwig XIV. (1638 – 1715) verbündeten, ging Frankreich aus dem Frieden von Nimwegen gestärkt hervor.

Mit dem Gewinn der Franche-Comté (Freigrafschaft Burgund) konnte man ein lange gehegtes Ziel erreichen.

Mit Hüningen und Freiburg im Breisgau wurden Frankreich zwei Orte zugesprochen, die in strategischer Hinsicht günstig an der Ostgrenze zum Heiligen Römischen Reich lagen.

Und was den Status der Drei Bistümer Metz, Toul und Verdun anging, wurden die im Westfälischen Frieden getroffenen Bestimmungen noch einmal bekräftigt – einer Umsetzung der Reunionspolitik stand nun nichts mehr im Wege.

2. Die Reunionspolitik

Der Reunionskrieg der Jahre 1683 und 1684 ist nach der Reunionspolitik benannt.

Letztere ist von Frankreich seit 1679 durchgeführt worden.

Die Voraussetzungen hierfür wurden schon während des Westfälischen Friedens (1648) gelegt.

In den Verhandlungen, die diesem vorausgingen, hatten die französischen Diplomaten hinsichtlich der Bistümer Metz, Toul und Verdun die Formulierung „eorumque Episcopatuum districtus“ durchgesetzt.

Daraus leitete Frankreich das Recht ab, nicht nur den weltlichen Besitz der Bistümer beanspruchen zu können, sondern auch deren Lehen sowie die Gebiete, die einst in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Metz, Toul und Verdun standen.

Nach dem Frieden von Nimwegen war die französische Machtposition gefestigt genug, um diese Ansprüche auch in die Realität umzusetzen.

3. Die Opfer der Reunionspolitik

Im Zuge der Reunionspolitik expandierte Frankreich auf dem linken Rheinufer.

Um dem Ganzen juristische Legitimität zu verleihen, wurden in Metz, Breisach und Besançon Reunionskammern eingerichtet.

Deren Aufgabe bestand darin, (angebliche) Entfremdungen von Rechten der Bistümer durch linksrheinische Landesherren festzustellen.

Letztere sollten dem König von Frankreich die Treue schwören und die Huldigung erbringen.

Die Prozesse vor den Reunionskammern waren Schauprozesse und die angeklagten Reichsfürsten ohne jegliche Chance.

Im Zuge der Verfahren vor den Reunionskammern gerieten unter anderem die Grafschaften Mömpelgard, Veldenz, Nassau-Saarbrücken, Saarwerden, Ottweiler, Blieskastel, Sponheim, Hanau-Lichtenberg sowie das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken unter französische Souveränität.

Insgesamt fielen 600 Territorien der Reunionspolitik zum Opfer.

4. Die Annexion von Straßburg

Die wichtigste französische Eroberung in den Jahren nach dem Frieden von Nimwegen war die Annexion von Straßburg am 30. September 1681.

In den Ausführungsbestimmungen des Friedens von Nimwegen wurde zwei Jahre zuvor festgelegt, dass sich die kaiserliche Armee aus der Freien Reichsstadt zurückziehen musste.

Damit stand Straßburg ohne Verbündete dar, als die französische Armee mit der Belagerung begann.

Am 28. September 1681 war die Reichsstadt vom Rhein abgeschnitten und sah sich zwei Tage später zur Aufgabe gezwungen.

Französische Truppen marschierten in Straßburg ein und nahmen die Stadt in Besitz.

Für Frankreich war das in strategischer Hinsicht ein bedeutsamer Gewinn.

Bereits im Oktober 1681 begann Vauban (1633 – 1707) mit der Arbeit an den Festungsanlagen.

5. Die Verhandlungen über den Status der besetzten Gebiete

Die Reunionspolitik traf im Heiligen Römischen Reich auf Protest, jedoch war Kaiser Leopold I. (1640 – 1705) nicht dazu in der Lage, die Reunionen mit militärischen Mitteln rückgängig zu machen.

Durch den Krieg mit dem Osmanischen Reich waren dem Habsburger die Hände gebunden.

Also setzte er in Sachen Reunionen auf den diplomatischen Weg.

Ab Herbst 1681 fanden in Frankfurt/Main Verhandlungen statt, bei denen die Frage der Reunionen im Zentrum stand.

Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen wurde jedoch in den letzten Monaten des Jahres 1682 klar, dass es zu keiner Einigung kommen würde.

Die Frage, welchen Status die von den Reunionen betroffenen Gebiete zukünftig haben sollten, blieb also offen.

6. Der Anlass für den Reunionskrieg

Ludwig XIV. wollte die verbindliche Anerkennung der Reunionen durchsetzen und baute daher eine Drohkulisse auf.

Er unterstützte das Osmanische Reich und die mit diesem verbündeten ungarischen Rebellen im Kampf gegen das Haus Habsburg.

Zudem drohte er Kaiser und Reich mit weiteren Reunionen, falls diese nicht zum verbindlichen Verzicht auf die im Zuge der Reunionspolitik von Frankreich besetzten Gebiete bereit waren.

Die Diplomaten des Sonnenkönigs warnten die am Rhein gelegenen Reichsfürsten vor einem neuen Krieg, in dem sie alles verlieren könnten.

Vor diesem Hintergrund muss man den Reunionskrieg gegen Spanien und die Republik der Vereinigten Niederlande betrachten.

Dieser Krieg war Bestandteil der Drohkulisse, mit der Ludwig XIV. die verbindliche Anerkennung der Reunionen erzwingen wollte.

7. Kriegsverlauf

Spanien und die Republik der Vereinigten Niederlande waren im Kampf gegen den Sonnenkönig auf sich alleine gestellt, da sich Kaiser Leopold I. und das Heilige Römische Reich parallel dazu im Krieg mit dem Osmanischen Reich befanden.

Die französischen Truppen unter Führung des Herzogs von Humières (1628 – 1694) gingen äußerst brutal vor und scheuten nicht davor zurück, im Feindesgebiet Felder in Brand zu stecken und mit Gewalt Kontributionen einzutreiben.

Die Kampfhandlungen fanden größtenteils in Flandern statt.

Insbesondere Brügge und Umgebung gerieten in Mitleidenschaft und wurden von den französischen Truppen geplündert.

Das Kriegsgeschehen wurde von Frankreich beherrscht. So konnten die Armeen des Sonnenkönigs beispielsweise Courtrai (Kortrijk) und Dixmude (Diksmuide) einnehmen.

8. Der Fall von Luxemburg

Ein zentrales Ziel für Ludwig XIV. im Reunionskrieg war Luxemburg.

Im November 1683 zeigte er sich gegen die Herausgabe der Festungsstadt zu einem Friedensvertrag bereit.

Da Spanien und die Niederlande dieses Angebot ablehnten, ging der Krieg weiter und Frankreich musste die Festung Luxemburg mit Gewalt einnehmen.

Am 4. Juni 1684 war es schließlich soweit. Nach mehreren Wochen der Belagerung konnten die französischen Streitkräfte unter Führung des Marschalls Créqui (1629 – 1687) Luxemburg in Besitz nehmen.

Damit war der Krieg praktisch entschieden.

Im Anschluss an den Fall von Luxemburg setzte die französische Armee ihren Vormarsch fort und zerstörte die Befestigungsanlagen in Trier.

9. Der Regensburger Stillstand

Frankreich hatte sich im Reunionskrieg auf ganzer Linie durchgesetzt.

Die Niederlande schlossen am 23. Juni 1684 einen separaten Waffenstillstand mit Frankreich ab.

Spanien und der Kaiser standen nun unter Druck. Spanien stand ohne Bündnispartner da und dem Kaiser drohte ein Zweifrontenkrieg.

Angesichts dieser Umstände stimmten sie am 15. August 1684 dem Regensburger Stillstand zu.

Darin wurde festgelegt, dass die Reunionen, die Frankreich bis zum 1. August 1681 durchgeführt hatte, für die nächsten 20 Jahre Gültigkeit haben sollten.

Straßburg und Luxemburg waren ebenfalls von den Regelungen des Regensburger Stillstandes betroffen.

Das nächste Ziel für Ludwig XIV. lautete nun, dem Regensburger Stillstand seinen provisorischen Charakter zu nehmen und ihn zur Dauerlösung zu machen.