Nicolas Fouquet (1615 – 1680)

1. Herkunft und Ernennung zum Minister

Nicolas Fouquet wurde am 23. Februar 1615 in Paris geboren. Seine Vorfahren hatten es im Staatsdienst zu Macht und Wohlstand gebracht. Aufgrund dieser privilegierten Stellung wurde er von den Jesuiten ausgebildet und konnte bereits als Teenager wichtige Positionen bekleiden. Die Krönung seines schnellen Aufstiegs innerhalb des Staatsapparats war die Ernennung zum Generalstaatsanwalt beim Parlement von Paris. Zuvor war der einflussreiche Kardinal Jules Mazarin (1602 – 1661) auf ihn aufmerksam geworden.

Als der Kardinal während des Fronde-Aufstandes zeitweise ins Exil gehen musste, hielt Fouquet die Stellung in Paris und gewann so das Vertrauen Mazarins. Als der Kardinal aus dem Exil zurückkehren konnte, verlangte Fouquet eine Gegenleistung für seine Treue. Folglich ernannte Mazarin im Jahr 1653 Fouquet zum neuen Generalkontrolleur der Finanzen (Finanzminister).

2. Nicolas Fouquet als Generalkontrolleur der Finanzen

Als er das Amt des Generalkontrolleurs der Finanzen übernahm, befand sich der französische Staatshaushalt in einem schlechten Zustand. Dadurch, dass sich Frankreich praktisch beständig im Kriegszustand befand, gab es einen gewaltigen Bedarf an finanziellen Mitteln. Um diesen decken zu können, machte Fouquet von seinem eigenen guten Ruf Gebrauch. So ließ er Anleihen auf seinen Namen auflegen, um den Staat mit den nötigen finanziellen Ressourcen auszustatten.

Die Kehrseite dieser Methode war allerdings die Vermischung der persönlichen Interessen Fouquets mit denen des französischen Staates. Der Generalkontrolleur der Finanzen legte im Laufe der Zeit immer öfter finanzielle Transaktionen zu seinen eigenen Gunsten aus und wurde so reicher als König Ludwig XIV. (1638 – 1715). Unter Fouquet war die Veruntreuung von königlichen Geldern an der Tagesordnung.

3. Schloss Vaux-le-Vicomte

Fouquet brachte seinen Wohlstand mit dem Bau des Schlosses Vaux-le-Vicomte zum Ausdruck. Zwischen 1656 und 1661 entstand ein prächtiger Barockbau, dessen Stilelemente später teilweise beim Bau von Schloss Versailles zur Verwendung kamen. An dieser Stelle kann man zum Beispiel den 73 Hektar großen Garten nennen. Am Bau von Vaux-le-Vicomte waren prägende Figuren der französischen Architektur aus dieser Zeit beteiligt. Mit Louis Le Vau (1612 – 1670) konnte Fouquet den Architekten des Königs für sein Projekt gewinnen. Und André Le Nôtre (1613 – 1700) sollte als Erschaffer des französischen Barockgartens noch Weltruhm erlangen. Vor der Errichtung von Schloss Versailles war Vaux-le-Vicomte das prächtigste Schloss in Frankreich.

4. Der Besuch des Königs

Am 17. August 1661 lud Fouquet König Ludwig XIV. ins Schloss Vaux-le-Vicomte ein. Fouquet organisierte eine Feier der Superlative und demonstrierte damit seinen Reichtum. Die 6000 Gäste benutzten beim Verzehr der üppigen Mahlzeiten goldenes Besteck und aßen von silbernen Tellern. An den Wänden prangte Brokat und die Tische waren aus Marmor. Der berühmte Küchenmeister François Vatel (1631 – 1671) wurde von Fouquet mit der prunkvollen Inszenierung der Feierlichkeiten beauftragt und leistete ganze Arbeit. König Ludwig XIV., der zu diesem Zeitpunkt weder über ein vergleichbares Schloss verfügte noch ein ähnlich pompöses Fest aufbieten konnte, empfand den demonstrativen Prunk seines Finanzministers als Provokation. Fouquets Schicksal war damit besiegelt.

5. Nicolas Fouquet als Bedrohung der königlichen Macht

Bereits vor dem prächtigen Empfang in Vaux-le-Vicomte betrachtete Ludwig XIV. Fouquet als Gefahr für seine Machtposition. Der Generalkontrolleur der Finanzen war reicher als sein König und verfügte als früherer Generalstaatsanwalt am Pariser Parlement über ein Netzwerk, das ihn zu einem potenziellen Anführer einer neuen Fronde machte. Überdies verfügte Fouquet über eine militärische Machtbasis, da er eine eigene Festung an einer strategischen Schlüsselstellung an der Loire besaß. Sein Reichtum erlaubte ihm die Aufstellung und Finanzierung einer eigenen Armee. Ludwig XIV. wollte Fouquet daher ausschalten, bevor der Generalkontrolleur der Finanzen zu mächtig wurde.

6. Die Verschwörung gegen Fouquet

Nicolas Fouquet hatte sich durch seinen steilen Aufstieg, seinen enormen Wohlstand und seine außerordentliche Macht viele Feinde gemacht. Im Herbst 1661 formierte sich ein Bündnis gegen den (zu) einflussreichen Minister. König Ludwig XIV. erblickte in Fouquet den Kopf einer zukünftigen Fronde und wollte diesen daher beizeiten aus dem Weg räumen. Jean-Baptiste Colbert (1619 – 1683), der für Fouquet nur Verachtung empfand, sah das genauso. Und auch der französische Kriegsminister Michel Le Tellier (1603 – 1685) schloss sich der Verschwörung gegen Fouquet an. Am 5. September 1661 setzten Colbert, Le Tellier und der König ihren Plan um.

7. Sturz und Festnahme

Fouquet wurde von seinem Sturz völlig unerwartet getroffen. Er gehörte am 5. September 1661 zur königlichen Entourage, als Ludwig XIV. die Ständeversammlung in Nantes besuchte. Charles d’Artagnan (1611/15 – 1673) nahm Fouquet im Auftrag des Königs fest und Fouquet war damit entmachtet. Der König und Colbert warfen ihm das Missmanagement von Staatsgeldern vor und leiteten den Prozess gegen den nun früheren Finanzminister ein. Während der Festnahme Fouquets hatte Colbert persönlich die Bibliothek seines Rivalen betreten und Dokumente konfisziert. Diese sollten während des Prozesses als Beweismittel dienen. Colbert hoffte auf die Todesstrafe für Fouquet.

8. Tod in Gefangenschaft

Das Verfahren gegen den gestürzten Fouquet zog sich über mehrere Jahre hin und hatte zeitweise die Qualität eines Schauprozesses. Während Colbert und der König auf die Hinrichtung des ehemaligen Generalkontrolleurs der Finanzen drängten, ergriffen Prominente und Künstler Partei für Fouquet. Die öffentliche Meinung war nicht von der Schuld des Angeklagten überzeugt. Dennoch befand das Gericht Fouquet für schuldig und verurteilte ihn 1664 zur Verbannung. Ludwig XIV. war mit diesem Urteil überhaupt nicht zufrieden, da er befürchtete, dass Fouquet im Ausland Staatsgeheimnisse ausplaudern könnte. Daher wandelte er das Urteil eigenmächtig in lebenslange Isolationshaft um. Nicolas Fouquet verbrachte die letzten 15 Jahre seines Lebens in Gefangenschaft und starb am 23. März 1680 in der Festung Pinerolo.