Holländischer Krieg (1672 – 1678)

Ludwig XIV., 1672
König Ludwig XIV. von Frankreich, Porträt von 1672

Ludwig XIV. von Frankreich (1638 – 1715) begann den Holländischen Krieg als einen Rachefeldzug gegen die Republik der Vereinigten Niederlande.

Doch dieser militärische Konflikt brachte mit Wilhelm III. von Oranien (1650 – 1702) den großen Gegenspieler des Sonnenkönigs hervor.

Zudem sah sich Frankreich während dieses Krieges einer Koalition mehrerer europäischer Großmächte gegenüber.

Dennoch hielt Frankreich dem Druck stand und konnte im Frieden von Nimwegen sein Territorium ausbauen.

1. Die Wut des Sonnenkönigs

Während des Devolutionskrieges (1667 – 1668) war Frankreich drauf und dran, die Spanischen Niederlande (heute: Belgien und Luxemburg) zu erobern.

Doch die Republik der Vereinigten Niederlande stellte sich an die Spitze der Tripel-Allianz und erzwang einen gemäßigten Frieden.

Ludwig XIV. musste sich 1668 zähneknirschend dem Ultimatum der Tripel-Allianz beugen.

In der Republik der Vereinigten Niederlande erblickte der König den Hauptschuldigen und begann schon bald mit der Planung des Rachefeldzuges.

In seiner Kriegserklärung vier Jahre später behauptete Ludwig XIV., dass die Republik ihm gegenüber respektlos aufgetreten sei und er sich daher zum Krieg gegen die Niederlande entschlossen habe.

2. Vom Handelskrieg zum militärischen Konflikt

Dem Holländischen Krieg liegen auch ökonomische Motive zugrunde.

Frankreich und die Niederlande waren Rivalen in Handelsfragen.

Und der französische Generalkontrolleur der Finanzen Jean-Baptiste Colbert (1619 – 1683) war der Auffassung, dass Handel ein ständiger Wirtschaftskrieg sei.

So könne ein Land seinen Anteil am Welthandel nur auf Kosten eines anderen Landes erhöhen.

In der Praxis überzogen sich Frankreich und die Niederlande gegenseitig mit Zöllen.

Als Frankreich im Januar 1671 den Import von holländischem Brandy verbot, reagierte die niederländische Regierung im August 1671 mit einem Einfuhrverbot für französischen Wein.

Letztlich wurde aus dem Handelskrieg ein militärischer Konflikt.

3. Die diplomatische Kriegsvorbereitung

Ludwig XIV. war sich bewusst, dass er die Niederlande vor einer Kriegserklärung diplomatisch isolieren musste.

Die Tripel-Allianz sprengte er, indem er mit K̦nig Karl II. von England (1630 Р1685) am 1. Juni 1670 den Geheimvertrag von Dover abschloss.

Karl II. erhielt für den Seitenwechsel Subsidien in Millionenhöhe von Frankreich.

Die englischen Streitkräfte sollten den Seekrieg gegen die Niederlande führen, während Frankreich die Republik zu Land bekämpfte.

Neben England konnte Ludwig XIV. auch das Erzbistum Köln und das Bistum Münster für seine anti-niederländische Allianz gewinnen.

Mit Schweden wandte sich ein weiteres Mitglied der Tripel-Allianz von den Niederlanden ab.

Und Kaiser Leopold I. (1640 – 1705) blieb zunächst neutral.

Die Republik der Vereinigten Niederlande war am Vorabend des Krieges tatsächlich diplomatisch isoliert.

4. Der französische Vormarsch

Am 22. Mai 1672 überschritten die französischen Truppen die Maas und am 12. Juni 1672 den Rhein.

Während die niederländische Flotte Angriffe der englischen und französischen Marine zurückschlagen konnte, waren die niederländischen Landstreitkräfte hoffnungslos unterlegen.

Die Truppen des Sonnenkönigs eroberten innerhalb weniger Wochen Arnheim und Utrecht und brachten drei Provinzen unter ihre Kontrolle.

Der Fall von Amsterdam konnte nur durch das Durchstechen der Deiche verhindert werden.

Die Lage schien aussichtslos und die niederländische Regierung zeigte sich daher zu Friedensverhandlungen bereit.

Diese scheiterten allerdings an unannehmbaren französischen Forderungen und der Krieg ging weiter.

In den Niederlanden allerdings schon bald mit einer neuen Regierung.

5. Wilhelm III. von Oranien

Die Republik der Vereinigten Niederlande stand seit 1653 unter der Regierung des Ratspensionärs Johan de Witt (1625 – 1672).

Doch die militärischen Misserfolge des Jahres 1672 ließen die Kritik an ihm immer lauter werden.

Ein Attentat am 21. Juni 1672 überlebte er noch, doch schon am 20. August 1672 wurden er und sein Bruder Cornelis (1623 – 1672) von einem wütenden Mob gelyncht.

An die Spitze der Republik trat nun Wilhelm III. von Oranien.

Unter seiner Regierung konnten die französischen Besatzer zurückgedrängt werden.

Bis April 1674 wurden die Provinzen Overijssel, Gelderland und Utrecht von der Fremdherrschaft befreit und kehrten zur Republik zurück.

6. Neue Allianzen

Wilhelm III. von Oranien verbesserte auch die diplomatische Situation der Niederlande.

Kaiser Leopold I., Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620 – 1688), Herzog Karl IV. von Lothringen (1604 – 1675) sowie Spanien traten auf der Seite der Niederlande in den Krieg ein.

Während die Republik Bündnispartner gewann, verlor Frankreich seine Verbündeten.

Am 9. Februar 1674 schlossen die Niederlande den Frieden von Westminster mit England.

Und im Mai 1674 stiegen das Erzbistum Köln und das Bistum Münster aus dem Krieg aus.

Nach dem Verlust von England, Köln und Münster blieben Frankreich noch Bayern, Schweden und Hannover als Bündnispartner.

7. Gescheiterte Anläufe zu einem Frieden

Seit 1673 fand in Köln ein Friedenskongress statt.

Dieser platzte jedoch, als Wilhelm Egon von Fürstenberg (1629 – 1704) am 14. Februar 1674 im Auftrag des Kaisers entführt und nach Wien verschleppt wurde.

Fürstenberg war Premierminister des Erzbistums Köln und ein Diplomat in französischen Diensten und wurde vom kaiserlichen Hof als illoyaler österreichischer Untertan betrachtet.

Der Wiener Hof sah in Wilhelm Egon eine Gefahr für die Durchsetzung der kaiserlichen bzw. habsburgischen Interessen und wollte ihn deshalb aus dem Spiel nehmen.

Erst am 7. Juni 1679 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und durfte nach Köln zurückkehren.

8. Der Krieg im Elsass

Einer der umkämpftesten Schauplätze des Holländischen Krieges war das Elsass, das sich seit den späten 1630er-Jahren unter französischer Kontrolle befand.

In den Jahren 1674 und 1675 drangen kaiserliche Truppen in das Elsass ein und lieferten sich heftige Gefechte mit den französischen Streitkräften.

Doch letztendlich behielt Frankreich die Oberhand dank des herausragenden Marschalls Turenne (1611 – 1675) und die kaiserliche Armee musste sich zurückziehen.

Nach dem Tod Turennes am 27. Juli 1675 rückten die kaiserlichen Truppen unter Führung von Raimondo Montecuccoli (1609 – 1680) erneut in das Elsass vor, wurden jedoch vom Großen Condé (1621 – 1686) endgültig gestoppt.

Das Elsass blieb unter französischer Kontrolle.

9. Der Weg zum Frieden

In den letzten Kriegsjahren machte sich bei allen Parteien Erschöpfung breit.

Ludwig XIV. sah sich beispielsweise in mehreren Regionen seines Königreichs (Bretagne, Normandie, Languedoc) mit (geplanten) Aufständen konfrontiert.

Und in den Niederlanden übten Händler und Kaufleute Druck auf Wilhelm III. von Oranien aus, damit dieser den Krieg beendete.

Ebenso waren sich alle Beteiligten darüber im Klaren, dass mit militärischen Mitteln eine Entscheidung nicht herbeizuführen war und der Verhandlungsweg eingeschlagen werden musste.

Bei den Friedensverhandlungen (1678/1679) bewiesen die französischen Diplomaten großes Geschick und sprengten die gegnerische Allianz durch separate Friedensverträge.

Kaiser Leopold I. stand am Ende isoliert da.

10. Der Frieden von Nimwegen

Am 5. Februar 1679 gab der Kaiser schließlich dem Druck der Reichsfürsten nach und willigte in den Frieden von Nimwegen ein.

Für Frankreich war dieser ein voller Erfolg.

Die Franche-Comté, auf die Frankreich im Frieden von Aachen (1668) noch verzichten musste, konnte Ludwig XIV. nun in Besitz nehmen.

Mit Freiburg im Breisgau und Hüningen gewann Frankreich strategisch bedeutsame Plätze hinzu, die später von Vauban befestigt wurden.

Und hinsichtlich des Herzogtums Lothringen setzten die französischen Diplomaten Bedingungen durch, die für Herzog Karl V. von Lothringen (1643 – 1690) unannehmbar waren.

Lothringen blieb folglich unter französischer Besatzung.

11. Die Folgen des Friedens von Nimwegen

Frankreich ging aus dem Holländischen Krieg als europäische Hegemonialmacht hervor.

Obwohl sich halb Europa gegen Ludwig XIV. verbündet hatte, konnte der Sonnenkönig nicht nur die Kontrolle über Lothringen und das Elsass festigen, sondern auch die territoriale Expansion Frankreichs fortsetzen.

Da der Frieden von Nimwegen bezüglich der Drei Bistümer Metz, Toul und Verdun die Regelungen des Westfälischen Friedens bestätigte, war der Weg für die Umsetzung der Reunionspolitik frei – ab 1679 stellte Ludwig XIV. Europa vor vollendete Tatsachen.